Liebe Freunde des Ostens,
Der nächtliche Wüstenwind hat unsere Autos gut geschüttelt – der Sand in der Luft ist hier aber grober und hat kaum Zugang in unsere Behausungen auf Rädern gefunden. Richtig klar ist es auch am Morgen nicht. Fahren wir mal los und schauen, was der Tag bringt. Immerhin stürmt es nun nicht mehr. Auf jeden Fall bleibt festzuhalten, dass meine Ankündigung, dass sich nachts der Sturm legt, so viel wert war wie die Versprechen zur Fertigstellung des Berliner Flughafens…
Na siehe da. Der Wind hat nun doch nachgelassen – wir sind gerade mal eine Stunde unterwegs. Das Straßenband samt Grünstreifen ist klar zu sehen. Also am Pumpenhaus stoppen und raus in die Wüste.
Keine schönen Bilder ohne Anstrengung. Wüstendünenklettern ist anstrengend.
Aber kaum ist der erste Dünenkamm erklommen, haben wir schon einen tollen Weitblick.
Was für eine Wüste! Ohne Wiederkehr, würden wir da immer weiter hineinlaufen.
Kein Wind – die Sonne kommt und wir erleben so die Wüste. Es sind nur ein paar Momente. Aber wir haben sie für immer in uns.
Im Kamelgalopp zurück zu unserem Wüstenschiff der Neuzeit – es ist heiß geworden – gegen Nachmittag heizt die Sonne den Wüstensand auf über 70 Grad auf.
Nach zwei weiteren Fahrstunden in unserem luxuriösen Wüstenschiff alias bimobil mit echt staubfreier Kabine lassen wir die Sandberge hinter uns und erreichen den Pappelgürtel im Norden der Taklamakan. Es ist staubig und heiß – es ist die Taklamakan. Klar, dass wir hier recht flott durchfahren. Es ist und bleibt trotz aller extremen Wetterbedingungen eine einmalige Erfahrung. Mit dem eigenen Womo einmal durch die Taklamakan.
Wir sind weiter in Uigurien unterwegs und müssen beim Tanken immer erst den Wächter überreden, damit er die Schranke aufmacht. Alle Tankstellen in Uigurien sind abgeriegelt – es herrscht ein striktes Sicherheitsregime – es ist eine Machtdemonstration Pekings. Sicher ist es allemal – weitaus sicherer als es in Europa ist. Aber lassen wir uns nicht verrückt machen – auch in Zeiten von ISIS und Trump werden wir uns die Reiselaune nicht nehmen lassen. Die bürokratischen Überwachungsmaßahmen in Uigurien nehmen wir sportlich, obwohl es einem schon manchmal auf den Zeiger geht, dauernd seinen Reisepass bei Polizeicheckpoints zu zeigen.
Zwischenstopp am Bostensee. Zhang erzählt über Uiguriens Geschichte und die vielen Kontrollen. Es ist schon gut. Hintergrundinformationen zu bekommen. War ich früher allein unterwegs, bin ich langsam immer etwas dümmer geworden…. Nein, aber definitiv haben wir auch eine Ecke Studiosus in unserem Reiseformat…
Entlang des Nordrandes des Tarimbeckens durchqueren wir Steinwüsten und Gebirgszüge. Am Ende des letzten Passes eröffnet sich der Blick auf die Turpansenke.
China ist Land der Superlative. Wenn sie einen Windpark bauen, stehen dort gleich Tausende von Windkrafträdern.
Wir haben Turpan erreicht. Außentemperatur 39 Grad. Die Luft ist trocken und alles gut zu ertragen.
Das Interesse an unseren Reisemobilen seitens chinesischer Touristen ist groß, die Begegnungen herzlich. Die Nacht ist längst hereingebrochen und ich ziehe mich in meine Behausung auf Rädern zurück. Ein kleiner Ventilator fächelt Luft über mein Bett – es sind nun frische 29 Grad und ich träume….
…von der Wüste ohne Wiederkehr mit einem Flug über die steilsten Dünen der Welt bis hinauf zur Sonne.
Wo auch immer ihr gerade seid und wie warm auch immer es sein möge. Schlaft gut.
Euer Kostya
013 Buchstäblich am Tiefpunkt der Reise
Die Nacht war kühl, zumindest verhältnismäßig kühl. Ab zwei…
011 Wiederkehr oder nicht? Ritt durch die Taklamakan!
Nun haben wir die schwere Geburt der Einfuhr der Fahrzeuge…