Sandsturm im Tarimbecken – Harte Probe im Westen Chinas

Liebe Begleiter unserer großen Heimreise durch den chinesischen wilden Westen!

Es wird mein letzter Bericht aus China – und es soll einer der spannendsten werden. Die Route verläuft nur für einen kleinen Abschnitt in der Taklamakan auf den Fährten der Seidenstraßentour. Der Rest ist echte Pionierstrecke – und die soll es in sich haben.


Da wäre zunächst mal der Verkehr, der auch im kühlen tibetischen Gebiet heiß ist. Sie überholen wie sie wollen – verpassen einem von uns einen Streifschuss. China hat sich wirklich fast überall weiterentwickelt – nur nicht im Benehmen der Autofahrer.

Um ins Tarimbecken und damit in die Taklamakanwüste zu kommen, müssen wir noch über einen Hochgebirgspass – mit Hagel und Schnee. Unterkühlung aufgrund der heißblütigen Fahrweise der Chinesen ausgeschlossen…

Der Salzsee bei Chaka – Die ausschließlich chinesischen Touristen sind im Selfiefieber. Eigentlich gibt es hier nicht viel zu sehen, aber der See ist bekannt und deswegen gibt es viele Touristen.

Braut vor Mülleimer auf dem Bahndamm der ausrangierten Loren Bahn, die früher Salz transportierte. Ja, der Platz ist eben berühmt.

Bei uns ist das genau umgekehrt. Wir wollen die unbekannten Plätze, an denen keine Mengen von Selfietouristen sind. Die aufziehende Sturmzelle fasziniert – es ist ein raues Klima – binnen weniger Minuten geht es von 25 Grad Plus auf 7 Grad herunter.

Farbenspiele fast wie in Südamerikas Anden.

Unsere Lieblingsstellplätze. Natur pur mit Blick in die Weite am Westrand Qinhais. Macht nur Spaß mit einem Reisemobil.

Sand und Salz in der Luft haben unseren Fahrzeugen ein schickes Outfit verpasst.



Was ist das für eine tolle Landschaft aus verkarsteten Sanddünen? Wieder keine chinesische Sehenswürdigkeit und daher praktisch Menschenleer. Ach hätten wir hier nur einen Stellplatz für die Nacht…

Haben wir. In China genießen wir gewisse Freiheiten – abgesehen von Uigurien dürfen wir – stets auf unserer Route bleibend – auch in der Natur stehen.

Lagerfeuerkreis, Klönen und das Farbenspiel der Kalutenwüste genießen. Das macht gemeinsam viel mehr Spaß als allein. Glaubt es mir!

Unser Ausblick am Morgen. Danke dafür – uns allen, die wir uns von Indochina entlang Tibets bis an den Ostrand des Tarimbeckens mit seinen Hochebenen Wüsten herangearbeitet haben.


Die Straße ist meist gut und asphaltiert. Noch 800 Kilometer sind es bis zur Wüste Taklamakan. Kein Problem, oder?

Ähh, doch. Baustellenabschnitte auf der G 317 machen uns zu schaffen. Schotter, Schlaglöcher und alles mit 20 Zentimeter Puderstaunb überzogen, der…

…sich garantiert seinen Weg ins Fahrzeuginnere sucht. Ja, mit dem Reisen in ferne Welten ist es wie mit dem Altwerden: Nichts…

… für Feiglinge.

Nach dem Kampf die Faszination. Die Hochgebirgswüste glitzert.

Gipskristalle soweit das Auge reicht. Was für eine bizarre und recht lebensfeindliche Landschaft.

Anfahrt zu einem unserer Stellplätze – ganz nahe am Dach der Welt.

Tibet stößt an das Tarimbecken – die Hochtäler werden von Sandstürmen durchwandert – wir beobachten fasziniert aus sicherer Entfernung.

Und stehen auf bunten Kieseln – in Jahrtausenden in den Gebirgsbächen Tibets rundgeschliffen.

Die Morgenluft ist klar – der Blick ein Geschenk an uns alle.

Nun verlassen wir den Nordrand Tibets und werden nach Uigurien einreisen, so zumindest unser Plan.

Havarierte LKW treffen wir oft an. Einmal ereignet sich ein Unfall direkt vor der Ankunft an unserem Stellplatz – von Frühabends bis frühmorgens müssen zwei Reseimobile samt Besatzung warten, bis die zusammengestoßenen LKW geborgen werden. Es gibt zwei Tote. Wir fahren immer schön passiv und rechnen mit dem Ärgsten der anderen Verkehrsteilnehmer – dann hat man fast alle Unfallquellen schon ausgeschaltet. Nicht Recht Haben ist wichtig, sondern Unfallvermeidung angesagt. Aber wem sage ich das nach der Bewältigung Indiens?

Öl am Rand und auch im Tarimbecken. Es wird gefördert, was möglich sit und immer mehr Gebiete erschlossen. Ich glaube, Öl als Brennstoffträger wird es noch in 100 Jahren genug geben.


Wieder so eine Baustelle. Die bimobile bleiben in der Kabine staubfrei. Gut so, dann muss ich weniger putzen – die Ankunft meiner Familie rückt näher.

Ups, Ihr habt keinen Knick in der Optik, sondern das Fahrerhaus ganz schön etwas abbekommen. Es sind noch Hunderte Kilometer bis zur nächsten großen Stadt. Der Fahrer hat es sicher härter als wir. Selbst, wenn er ein unversehrtes Führerhaus hätte.

Oft haben wir uns gefragt, was die schwer bepackten LKW unter ihrer zugeschnürten Plane transportieren. Es sind Lebensmittel – in mühsamer Arbeit in Kartons und diese in genauso mühsamer Arbeit auf den LKW gepackt. Eisenbahn und Flugzeuge gibt es hier nicht – alles wird per LKW transportiert.

Uiguirien – du hast uns wieder und just in dieser Zeit auch meinen Kollegen Artem mit seiner Gruppe, die bisher mindestens so viel geleistet haben wie wir – sie fahren die faszinierende, wenn auch sehr anspruchsvolle Seidenstraße und müssen die Taklamakan von Nord nach Süd durchqueren. Wir kommen aus dem Süden und fahren in den Norden über den Tien Shan.

Rauchen ist auf den Wüstenstraßen verboten – es könnte ja etwas Gas beim Fördern entweichen und verpuffen. Dann bekäme der Rauchende samt seiner Mitfahrer das Rauchen unsanft abgewöhnt, eventuell für immer.

Es stürmt bei 45 Grad – der Wind ist wie ein Fön- unsere Fahrzeuge werden sandgestrahlt. Jetzt wird uns klar, wie schwer es früher war, die Taklamakan zu durchqueren. Auf Kamelen mit geringer Geschwindigkeit.

Sandzungen wandern über die Straße. Der Wind hat den Sand verdichtet – die Minidünen sind steinhart und trotzdem würde man sich im Sand sofort festfahren. Räumdienste halten die Straße frei, die kleinen Verwehungen sind für und kein Problem, solange wir sie langsam um- oder überfahren.


Tazong – die Mitte der Wüste. Großes Erschließungsgerät soll weiteres Öl und Gas der Wüste entlocken und den unendlichen Energiehunger Chinas befriedigen.

Erbarmungslos wirbelt der Wind die Sandkörner durch die Luft – wir hoffen auf den Abend und zurückgehende Temperaturen – dann legen sich auf die Winde.

Unsere Hoffnung erfüllt sich. Am Abend legt sich der Sturm. Reiner und Christiane geben eine Runde aus. Einfach so. Gut so, diese Nordlichter begeistern mich!


Die Schokoladenseite dieser riesigen Sandwüste. Dünen 800 Kilometer in jede Richtung. Morgens ist es noch recht kühl, windstill und damit klar. Bis zum Nachmittag heizt sich das Tarimbecken so stark auf, dass es meist zu kräftigen Sandstürmen kommt, die sich abends wieder legen.

Eine der teuersten Straßen der Welt. Die Trans-Taklamakan besteht aus auf Sand schwimmendem Asphalt und einem 100 Meter breiten, aufwändig bewässerten Grünstreifen, der das Versanden der Straße verhindert. Gebaut wurde sie wohl, damit man mit dem Reisemobil endlich quer durch die Wüste fahren kann… Oder vielleicht geht es wieder mal ums Öl und Gas? Nein, es muss für uns gemacht worden sein. Wir sind ja jedes Jahr hier mit 1-2 Gruppen….

Geschafft. Das war ein Ritt. Erst am Rande Tibets auf den Gebirgspisten, dann durch den Glutofen des Tarimbeckens. Wir sind in Kuqa und damit der Zivilisation. Wir sind besser durch China gekommen als erwartet und haben einen Tag Luft. Den wollen wir zur Besichtigung der Seidenstraßenstadt nutzen.


Besuch der Freitagsmoschee in Kuqa. Unser uigurischer Guide Kasim erzählt uns voller Stolz die Geschichte Kuqas und der Muslime in Uigurien.

Jadesteine, die meist aus Norduigurien, Qinhai oder Tibet stammen. Ich hatte ach einen riesenbrocken an Bord in dem Glauben, es sei Jade. Aber beim Durchleuchten dieser Steine wird mir schnell klar, dass mein Wacker nur schön und schwer, nicht aber wertvoll ist. Immerhin schlief ich einige Nächte mit dem Glauben, ich könnte bald sehr reich sein. Stimmt ja auch! Reich an Erfahrung, dass das nicht so ist…





Uigurische Impressionen beim Spaziergang durch die Altstadt, in der hauptsächliche Muslime wohnen.

Der Vorgänger meines Wohnanhängers. Vorvorgänger.

Hanchinesen besuchen uigurische Gebiete. Viele von ihnen sind auch hierhergezogen in der Hoffnung, eine besser bezahlte Arbeit nahe des Tarimbeckens zu bekommen. Beim zweiten von rechts außen handelt es sich um einen typischen westlichen Wohnmobilfernreisenden, der zufälligerweise auch in unserer Gruppe ist.

Unsere deutschen Frauen sind für Han-Chinesen oft interessanter als die zu besichtigende Sehenswürdigkeit wie in diesem Fall die Residenz des Königs.

Polizeimobile überall. Sieht so friedlich niedlich aus. China hat aber eine riesige Sorge vor Terroranschlägen und Unruhen, insbesondere in Uigurien. Alle Tankstellen sind verbarrikadiert, alle Reglungen für Ausländer rigide. Wir dürfen nicht nach Urumqi mit der offiziellen Begründung, es sei zu viel Verkehr dort. Na, wie haben wir denn Vietnam und zuvor Ulan Bator überstanden?

Sie haben wirklich viel Geld, die Chinesen. Aber sie haben einen Großpfuscher beim Übersetzen von chinesischen Schriftzeichen ins Englische. Hier ist es ein übernommener Buchstabendreher im Computer, der einen Feuerlöscher in eine Fritteuse verwandelt.


Noch einmal durchqueren wir ein Hochgebirge, diesmal am Nordrand des Tarimbeckens, durch den Tienshan. Hätten wir nicht schon die spektakulären Straßenführungen in Yunnan erlebt, wären wir auch wieder zu tiefst beeindruckt. So sind wir nur beeindruckt.

Was für ein geografisches Relief – das über 2000 Kilometer lange Tarimbecken mit der Taklamakan im Zentrum ist von Gebirgsketten umgeben. Der Sand der Wüste ist nichts anderes als von den Gebirgsflüssen eingeschwemmte Sedimente. Faszinierend.

Yaks auch im Tienshan. Im Nu sind wir wieder über 3000 Meter.

Anfahrt zum letzten unserer Hochgebirgsstellplätze.

Diese Plätze lieben wir. Es duftet nach Steppenkräutern – die Luft ist angenehm frisch.

Ein Feuerwerk von Blitzen – es sind 1-2 pro Sekunde! – überzieht die Bergkämme. Zu uns kommt das Unwetter nicht. Das letzte Mal habe ich so etwas in Afrika gesehen.

Die Gebirgshänge auf der Nordseite sind samtig grün.

Es geht wieder nach unten – die Hänge sind hier wie in Kirgistan bewaldet.


Auf unserem Weg durch den chinesischen Teil des Tienshan erleben wir, wie der Inlandtourismus förmlich explodiert. Es wird gebaut, was das Zeug hält. Hotels und insbesondere Jurtencamps für all die nun reisefreudigen Chinesen.

Egal wo wir in China sind – sie fotografieren uns – fragt mich nicht wie oft.

Yining – unser chinesisches Abschiedsessen. Hinter uns liegen sechs wunderbare Wochen in China. Wir haben alle diese Zeit sehr genossen und ich hatte Dank der Gruppe und meines Kollegen Yonzhi nur sehr wenig Heimweh. Was war das bisher für eine tolle Reise!

Der Tag des Grenzübertritts. Das rechte Schuhwerk im rauen Gelände. Die Passagiere des Überlandbusses müssen zu Fuß über die Grenze.

Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen. China Good Bye, Welcome to Kasachstan.

Good Bye Yongzhi. Es war noch einmal ein ganz großer Auftritt von und mit dir, quer durch dein Land zu reisen. 1000 Dank für deinen großen Einsatz. China mit dem Reisemobil zu durchqueren, ist für alle ein tolles, aber auch wirklich anstrengendes Ereignis. Davon können die Reisenden der Seidenstraße ein Lied singen. Aber was sind schon all die Anstrengungen gemessen an den Dingen, die wir erleben und sehen durften?

In knapp drei Stunden haben wir die chinesische und kasachische Grenze überquert. Mein Kollege Valeri ist da, er wird die Leitung übernehmen und ich in Almaty mit meiner Familie zusammenkommen. Zusammen werden wir aber noch bis Russland reisen – ich habe es in der Gruppe genossen. Nun sind Arthur in der Türkei und Artem in China mit ihren Gruppen unterwegs – dazu wir in Mittelasien. Ich denke, wir machen es reichtig. Wir erleben und genießen die Welt hautnah – wir sind draußen mitten im Geschehen und haben gar keine Zeit, krank zu werden. Das ist ein Erfolgsmodell eines Wohnmobilfernreisenden – ich werde davon bald auf dem CaravanSalon in Düsseldorf berichten.

Bis bald in dieser schönen Welt

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