Liebe Freude des Orients,
Wir verlassen den Oman und reisen in die Vereinigten Arabischen Emirate wieder ein. Diesmal wartet das reichste Emirat Abu Dhabi auf uns.
Kamele, Falken, Salukis, Rub al Khali und natürlich das „schwarze Gold“ prägen das Luxus-Leben in diesem erfolgreichen Emirat.
Hier eröffnen wir unser letztes Kapitel aus dem Buch 1001-Nacht im arabischen Orient, bevor unser Weg wieder in das schatzreiche Persien geht.
Am Rande der mächtigen Rub-al-Khali liegt die Oasenmetropole Al Ain mit turbulenter Stadtgeschichte, die unter den Einheimischen als „Gartenstadt des Arabischen Golfs“ bezeichnet wird. In den 1940er besuchte, Wilfred Thesinger, Mubarak bin London („Gesegneter aus London“) wie ihn die Beduinen nannten, die Oase und lernte hier den zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Emiraten, Sheikh von Abu Dhabi Zayed bin Sultan Al Nahyan, nachdem er von Salalah aus das leere Viertel durchquerte.
Die tausandjährige Oase ist bekannt durch sein ausgeklügeltes unter UNESCO-Schutz stehendes System der Bewässerungskanäle, die Leben an 150.000 Dattelpalmen schenken. Nun heute klettern auf die Palmen die Arbeitsmigranten aus Pakistan, die ihr „Luxus-Leben“ vor Ort verbringen und im Unterschied zu uns den Luxus haben, ihr frischgebackenes und sehr leckeres Brot täglich direkt vom improvisierten Ofen zu holen.
Am Abend haben wir ein besonderes Kulturerlebnis. In der Stadt mit der höchsten in den Emiraten Rate der Einheimischen und in Jahili-Fort, dem Geburtsort vom Nationalhelden Sheikh Zayed, erleben wir ein Live-Konzert mit reicher Palette an Gesängen und Tänzen des Yas-Beduinenstammes. Tanzen und singen dürfen nur Männer, zuschauen können auch die Damen, die ganz gerne von männlicher Bedienung mit orientalischen Süßigkeiten und Kardamonkaffee während des Konzerts verführt werden.
Wir folgen dem Weg der Yas-Beduinen nach Abu Dhabi, das einstige temporäre Fischer- und Perlentaucherdorf, das mit Entdeckung der Wasserquelle zum festen Wohnsitz des Yas-Stammes geworden ist.
Heute haben zwar eiserne Kamele Dromedare über die Stadtgrenzen hinausgedrängt. Das Kamel bleibt aber ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Einige halten es schön, während andere denken, es sei nicht attraktiv, und sogar erschreckend. Das arabische Wort „Jamal“ bedeutet Schönheit. Ist doch wahr! Kamele sind die Quelle der Nahrung, Kleidung und Transportmittel für die Mehrheit der Bewohner der Wüste. Diese erstaunlichen Tiere, die den Lauf der Zivilisation veränderten und Menschen halfen, unter extrem harten Bedingungen zu überleben, bewundern und begeistern jedes Mal.
Kaum zu glauben, in Abu Dhabi selbst, im Land des enormen Luxus und Verschwendung, existiert eine Parallelwelt, wo erneuerbare Energien und Öko-Bewusstsein im Trend sind. Herzlich willkommen in die Stadt der Zukunft: Masdar-City, wo sich Leute mit pilotlosen Magnet-Elektro-Cars bewegen, erfrischende Windtürmer mit hundertjährigen Technologien für mildes Klima in der Stadt sorgen und deren Fassaden eine künstlerische Verwirklichung des energiesparenden Sonnenschutzes darstellen.
Und sicher war das Wort „sparen“ kein Stichwort bei Errichtung der Sheikh Zayed Moschee, das als Abbild vom himmlischen Paradies mit goldenen Honigflüßen, Paradiesblumen aus Edelsteinen und dem größten handgeknüpften Teppich der Welt dienen sollte. Die Baukosten sind in der Tat paradiesisch: über eine halbe Milliarde Euro!
Ein richtiges Paradies für alle Autofans liegt aber auf der künstlich geschaffenen Yas-Insel. Von Ferrari-World mit verrückten Achterbahnen über Formel-1-Track, wo das Rennen nur am späten Nachmittag auf Grund der Hitze stattfindet, zum schicken Vice-Roy-Hotel, das wie eine Glasbrücke über dem Track hängt, ist die Yas-Insel perfekt für jeden Liebhaber der Autowelt.
Die Hauptinsel Abu Dhabi verführt mit ihrer schicken Skyline und dem Emirates Palace, dem Luxuspalast aus Chrystal und Gold.
Unglaublich aber Abu Dhabi ist die Stadt mit niedrigster Rate an einheimischen Bewohnern in den Emiraten. Um die Hobbys der Yas-Beduinen kennen zu lernen, müssen wir die Stadt verlassen. Ein Status-Symbol und gleichzeitig Familienmitglied jeder Abu-Dhabi-Emirati-Familie ist ein Falke. An den Falken ist die ganze Infrastruktur angepasst: Die Abu-Dhabi-Fluggesellschaft Etihad nimmt Falken als vollberechtigte Fluggäste an Board, jeder Vogel besitzt einen eigenen Pass, die Falkenbesitzer bringen sie regelmäßig zum Spital, Beauty-Salon und Maserungs-Hotel. Die regelmäßige Pediküre ist lebenswichtig.
Und wenn ein Falke eine schwere OP braucht, wird diese nur unter professionellem Blick der Frau Dr. Margit Müller, denn einige Exemplare besonders Gyr-Falken kosten mehrere tausend Euro. In diesem Jahr hatten wir Glück, die deutsche Abu-Dhabi-Legende Frau Doktor direkt am OP-Tisch zu beobachten.
Und wenn man diesen wunderbaren Vogel auf dem Arm hält, bekommt man ein tolles Gefühl, gemischt aus Glück, Verehrung und Liebe zu diesem Tier.
Neben Schwein ist auch ein Hund in keinem emiratischen Haushalt erwünscht. Denn ein Hund ist ein unreines Tier laut Koran, aber nicht Saluki, ein arabischer Windund, der neben Falke und Kamel ein wichtiger Familienversorger der Beduinen war. Heute müssen Salukis nicht mehr so hart arbeiten, deswegen genießen sie ihr Leben in einem Hotel mit eigenem Pool zum Schwimmen.
Um zu verstehen wie die Beduinen gelebt haben und warum Kamel, Falke und Saluki fürs Überleben der Beduinen so wichtig waren, machen wir uns auf den Weg in eine der schönsten Wüsten der Welt Rub al-Khali zum Ursprungsort der Abu-Dhabi-Stammes in die Liwa-Oase.
Schön war es im Emirat Abu Dhabi, bevor es auf die Fähre nach Persien geht, bewundern wir noch ein arabisches Phänomen – die Al Qudra-Seen. Künstlich mitten in der Wüste geschaffen, sind Al-Qudra-Seen ein Zuhause für diverse exotische Vogelarten und ein beliebter Zwischenstopp der Zugsvögel geworden.
An dieser Stelle übergebe ich das Zepter an Oleg und Lukas, die Euch weiter durch die bezaubernde Welt des Orients begleiten werden!
Euer Artem