Liebe Kamel-Freunde,
Wir haben wieder die Küste verlassen, um das Beduinenleben auszuprobieren! Auf dem Weg zu der berüchtigten Wahiba-Sandwüste entdecken wir weitere Wüstenperlen Omans: die 52-kuppelige Jami Al Homoda Moschee beindruckt mit ihrer schlichten knapp 500-Jahre-alten Lehmarchitektur und durchlaufenden Bewässerungssystem und das Dorf bei Ibra Al Minzafah überrascht mit hohen Spitzbögen, schmuckvollen Ornamenten und feinen Schnitzereien.
Die verwitterten Reste der Kaufmannshäuser in Al Minzafah vermitteln ein Bild davon, welche Gewinne Ibra einst aus dem Afrikahandel zog. Die zahlreichen Bewässerungssysteme werden immer noch heute manuell gesteuert, meist von den alten Männern, die sehr gut wissen wie kostbar das Wasser auf der Erde ist.
Ibra und Sinaw sind wichtig für Omanis. Weit entfernt von den touristischen Routen Omans sind die Städtchen mit ihrem wöchentlichen Frauen- und Kamelmarkt ein wichtiger Teil des Selbstbewusstseins von Omanis, wo man plötzlich unbewusst Zeuge des urigen und kunterbunten Lebens wird. Hier kriegt man alles von Krummdolch, dem männlichen Stolz der Omanis, bis zum Kamel, dem Schatz der Beduinen.
Apropos sind Beduinen ganz herzliche Leute. Sie haben uns am Stellplatz besucht und vorgeschlagen, ihre Kamelstation anzuschauen, ganz spontan. Der Beduinenlager sollte in der Nähe liegen. Wann ergibt sich solche Möglichkeit noch und wir entscheiden zu Fuß zu gehen. Das waren natürlich beduinische „ein paar hundert Meter“ und wir sind doch mit oder besser zu sagen auf den Geländewagen gefahren… genauso wie Kamele. Eine Ehre für uns! Kamel heißt auf Arabisch Jamal und ist ein beliebter Name im muslimischen Orient. Die orientalischen Damen sollen wohl wegen Kamele eifersüchtig sein. So viel Liebe und Respekt genießen diese wunderbaren Tiere. Und die omanischen Männer haben uns selbst gesagt, sie flüchten von Zuhause, um die Freiheit zu genießen und über die Kamele zu reden. Die westlichen Männer machen das auch oft, nur reden sie über die Autos und Fußball.
Bevor es in die Wüste geht machen wir uns mit typischen Vertretern der arabischen Fauna, arabischen Gazellen, bekannt und begeben uns zu einem schönen Wadi Bani Khalid, wo Harald und Detlef sich in die Höhle trauen. Dank den Thermalquellen ist dort drinnen wärmer als draußen. Danach sieht die Welt anders aus und wir entdecken ganz vor unserer Nase eine versteinerte Fossilienmuschel.
Zum Highlight unseres Aufenthaltes im Landesinneren ist ein großes Event geworden – Pferderennen, woran sich auch die Sultan-Qaboos-Pferde und Reiter vom Royal Court teilnehmen. Das war ja ein Erlebnis nicht nur für uns sondern für alle Einheimische. Schaut mal diese Gesichter und Meistertricks an.
Auch ein Kamelrennen auf moderne Weise haben wir ganz früh am Morgen erlebt, bevor es zu warm geworden ist. Geländewagen gab es wesentlich mehr als Kamele. Die ferngesteuerten Bohrmaschine-Roboter bestimmten den Sieger im Rennen an diesem Morgen.
Als eine Vorbereitung auf die Wüste übernachten wir am Rande der Wahiba-Wüste. Ohne Sandabenteuer ist es auch diesmal nicht geblieben. Da hatten Heiko und Mary die Chance bekommen, ihre hochtechnologische Ausrüstung endlich mal auszuprobieren. Am Abend haben wir noch im natürlichen „Sandkasten“ noch gespielt und den Vollmond in einer savannah-ähnlichen Umgebung im Hintergrund von Sanddünen genossen.
Das Gebiet der Rimal Al Wahiba erstreckt sich über 180 km von Norden nach Süden, und ist etwa 80 km breit. In den Wahiba Sands befinden sich einige Beduinen-Behausungen.
So ein Beduinen-Zelt besuchen wir. Heute leben ganz selten mehrere Generationen unter einem Dach im Haushalt der Beduinen. Die Schulpflicht in Oman lässt Beduinen ihre Kinder in die Siedlungen am Rande der Wüste zu bringen. Die junge Generation besucht die Wüste nur in der schulfreien Zeit. Die gastfreundlichen Beduinen kochen für uns ihre Spezialität „Garziegenfleisch im Sand“, wobei alle männliche Familienmitglieder daran mitbeteiligt sind. Fleischzubereiten ist in Oman reine Männersache. Die Damen sorgen sich eher für Reis und Gemüse.
Am Abend wird das Fleisch ausgegraben und auf dem „Tisch“ serviert. Wir ziehen unser Beduinen-Outfit an. Es wird ohne Ende getanzt und gesungen. Unsere Gastgeber haben genauso viel Spaß wie wir. Das Party-Flaschenspiel ist auch hier wohl sehr bekannt.
Wie unterschiedlich kann der Sand zu verschiedenen Tageszeiten sein, können wir jetzt selbst beurteilen. Die Mutigsten von uns haben noch bei Sonnenuntergang die Dünen gebasht und konnten selbst einschätzen, wie tückisch der Wüstensand sein kann. Die spontane Rücksalto-Show von unseren Fahrern war ein angenehmer Bonus dazu.
Noch einen freien Tag würde das Team gerne in der Wüste genießen. Hamdy und ich müssen aber zurück nach Maskat, um die Visa-Verlängerung für die Gruppe zu beschaffen. Dank den Überredungskünsten von Hamdy haben wir es an einem Tag geschafft und da es schon dunkel wurde, haben wir uns spontan entschieden noch einige Eindrücke von Maskat-Festival mitzunehmen. Die omanischen Festspiele dauern im Winter einen Monat und stellen ein buntes Fest der Kulturen dar. An diesem Abend haben wir philippinische, türkische, russische und libanesische Vorführungen erlebt.
Wir verlassen die Wüste, Beduinen, Kamele und fahren zurück zur Küste über Samad ash-Shan, wo wir die antiken unterirdischen Samad-Gräber besichtigen. Aufgrund seiner reichen Gräberfunde aus der späten Eisenzeit leiht der Ort einer eigenen archäologischen Zeitstufe seinen Namen: der Samad-Periode (1 Jh. v. Chr.- 1 Jh. n. Chr.). Diese mystische Zeit war ein Wendepunkt, als die Toten aus noch heute nicht ganz geklärten Gründen im Vergleich zu Umm-an-Narr-Vorläuferkultur (Bienenkorbgräbern) unterirdisch bestattet wurden.
Hier nehmen wir Abschied von trockenem und heißem Wüstenklima mit kühlen Nächten und begeben uns Richtung Indischer Ozean, dessen Küste entlang wir bis Salalah fahren werden.
Eure Hamdy und Artem
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