Liebe Mitreisenden!
Nach einer Woche Fahrt, Krampf und Kampf der erste Tag, an dem wir wieder mal zwei Nächte bleiben, also für einen ganzen Tag das Steuerrad nicht anfassen. Die Grenzstadt Blagoweschtschensk haben wir uns heute von jungen Studenten des Goetheinstituts zeigen lassen. Die Stadt wirkt aufgeräumt, ruhig und auch die in Moskau propagierte gelbe Gefahr, eine Flut von Chinesen, kann man hier nicht ausmachen. Es wird immer viel über ferne Regionen gesprochen, meist von Leuten, die selbst noch nicht da waren. Schätzer, auf die man besser nicht hören sollte.
Unser Bild von Russland hat sich zumindest bis zum heutigen Tag gegenüber dem landläufigen Bild im Westen sicherlich geändert. Und das eindeutig zum Positiven. Blago, wie die Einwohner ihre Stadt nennen, ist die erste Metropole nach dem 1600-Kilometerabschnitt der föderalen Baustelle. Vielleicht liegt es auch genau daran, dass diese Stadt so charmant auf uns wirkt. Oder eher an den toll gekleideten und stets lächelnden jungen Damen, die uns ständig begegnen? Übrigens, Sergejs und Dinas Auto haben sie wieder ziemlich hingekriegt, auch Dank der Hilfe der unermüdlichen Monteure der Stadt Blago. Unsere beiden Expediteure sind auf dem Weg der Besserung, sie leisten hier Großes.
Gestärkt verlassen wir nun Blago und fahren Richtung Osten entgegen der Morgensonne und den Städten Birobidschan und Chabarowsk. Aber zunächst zurück nach Blago. Schaut selbst, wie gut es uns dort ergangen ist.
[inspic=590,left,,400] Wieder ein besonderer Stellplatz, den man als Alleinreisender wohl nie bekommt. Im Stadion trainieren sie und wir schauen zu…
[inspic=588,left,,400] ..wie sie sich in der Sonne bei 30 Grad quälen.
[inspic=589,left,,400] Bis auf einen, der nicht zuschaut. Christian rollt das Feld von hinten auf.
[inspic=591,left,,400] Am Tag hatten sie noch Angst, die Studentinnen vom Goetheinstitut, vor uns frei zu sprechen. Ihre Dozenten hatten sie wegen ihrer angeblich schlechten Deutschkenntnisse geschimpft. Zu Unrecht. Sie erzählen uns im Stadionrund, wie junge Menschen in Blago leben. Dass sie alle Nebenjobs haben und gut über die Runden kommen, obwohl das Geld immer knapp ist.
[inspic=594,left,,400] Ein paar Stunden später, wir waren längst entlang der Hafenpromenade spaziert, waren alle ganz locker drauf, der Abschnitt sehr herzlich.
[inspic=593,left,,400] Soldaten in Wachtürmen an der Hafenpromenade beäugen das Ufer des Amur. Nicht einen Kilometer weiter beginnt die Volksrepublik China mit 100 Mal mehr Einwohnern als auf der hiesigen Seite des Amur!!!
[inspic=595,left,,400] China hat kräftig aufgerüstet und illuminiert seinen Küstenstreifen provokativ gen Russland. Ernsthafte Grenzstreitigkeiten gehören aber der Vergangenheit an.
[inspic=596,left,,400] Ausgehen in Blago ist schön. Wir als Deutschsprechende sind Exoten, laufen immer wieder Gefahr…
[inspic=597,left,,400] …von jungen Damen bedrängt zu werden.
[inspic=598,left,,400] Für die jungen Studentinnen ist es etwas besonderes, sich mit uns Exoten abzulichten. Gerne tun wir nichts, um dies zu verhindern…
[inspic=592,left,,400] Schon zu Beginn des Abends stürzten sie sich auf uns. Hier sind es junge Psychologinnen, die den Semesterausstand feiern. Da lässt man sich doch gerne behandeln…äh fotografieren.
Anmerkung: Der große Frauenüberschuss ist unübersehbar. Männer dagegen werfen sich nicht in Schale. Beim Nachfragen stellt sich heraus, dass es ein großes Problem ist, hier einen vernünftigen Mann zu finden, die Frauen sind im Konkurrenzkampf und kleiden sich deswegen so schön. Ohnehin ist auch die glücklich verheiratete russische Frau sehr modebewusst, weitaus mehr, als bei uns im Westen.
[inspic=600,left,,400] Mit neuer Kraft in den neuen Tag. Glatter Asphalt unter den Reifen, blauer Himmel über dem Dach. Herzlich Willkommen im nächsten Fahrabschnitt.
[inspic=602,left,,400] Ein neuer Blütenzauber links und rechts entlang der Straße. Ein wahres Feuerwerk, dass die Natur hier veranstaltet, von uns so noch nie zuvor gesehen.
[inspic=601,left,,400]
[inspic=603,left,,400]
[inspic=604,left,,400]
[inspic=605,left,,400] Poul Randa ist Däne, spricht perfekt Englisch und kein Wort Russisch. Mit seinem Bike fährt er alleine durch Russland und ist froh, die Föderale gut überstanden zu haben. Wir laden ihn ein, zu unserem heutigen Standplatz zu kommen. Ob er wirklich vorbeischaut?
[inspic=606,left,,400] Moskau-Wladiwostok steht auf dem Monument, erbaut zum Gedenken an die nun freigegebene Strecke. Ihr habt gesehen, freigegeben ist sie, befahrbar nur mit Nerven und Geduld.
[inspic=607,left,,400] Eine Polizeikontrolle, sie haben uns wegen überhöhter Geschwindigkeit geschnappt…
[inspic=608,left,,400] …und laden uns ein zur Schnellverhandlung ins Polizeiauto. Wir erzählen unsere unglaubliche Reisegeschichte, dann lassen sie uns gerne weiterfahren. Straffrei natürlich!
[inspic=609,left,,400] Poul hat Wort gehalten und ist für eine Nacht unser Gast.
[inspic=610,left,,400] Er erzählt am Lagerfeuer in gemeinsamer Runde, wie es ganz allein und ohne Dusche auf der Piste ist. Nichts für weiche Mädels und Jungs wie uns, oder?
[inspic=587,left,,400] Gleiches Schicksal für alle. Wir fahren weiter Richtung Osten, haben noch einmal 300 Kilometer übelsten Schotter vor uns.
Die Messe ist also noch nicht gelesen, ihr bleibt bitte dran am Ball!
Kostya