Liebe Freunde der Seidenstraße,
der gemeine Deutsche, wenn er Sibirien hört, denkt er vielleicht an Kälte, Verbannung, lange Unterhosen, Kriegsgefangenschaft und so weiter… Gut, daß es unerschrockene Wohnmobilisten gibt, die mehr wissen wollen als abgedroschene Klischees zu bestätigen! Denn wer sich selbst ein Bild machen kann, wird zum Zeugen eines völlig anderen Images: wunderschöne, schier endlose ursprüngliche Landschaft und Natur, offene, freundliche Menschen, die Ihr Land und ihren Präsidenten ehrlich lieben und sehenswerte Architektur sowohl einer geschichtsträchtigen Vergangenheit, als auch einer stolzen modernen Zukunft.
Für uns gilt es in der nächsten Woche, die Strecke zwischen Novosibirsk und Irkutsk hinter uns zu bringen und wir sind neugierig darauf, wie es im sibirischen Hinterland aussieht.
Auf dem Weg nach Mariensk streifen wir die Hauptstadt des Kusbass, Kemerowo,
…die auf den ersten Blick den spröden Charme einer Industriestadt ausstrahlt, aber dennoch geliebte Heimat fleißiger Bürger ist, wie ein buntes Werbeschild versichert…
Große sechsspurige Brücken überspannen mächtige Flüsse
und Fernwärmeleitungen heizen ganze Dörfer entlang der Trasse.
Altersschwache Busse und LKW aus Europa führen jenseits von Abgasnormen in Sibirien ein zweites Leben…
und dürfen die schöne Taiga wieder und wieder durchstreifen. Aber…
Upps – und was ist das da?
Ein Abenteurer aus Paris mit seinem Liegendfahrrad, der wie wir auf dem Weg zum Baikalsee ist!
Kurz vor Mariensk finden wir eine gepflegte Gedenkstätte mit Kapelle, die mit verschiedenen Ausstellungsstücken daran erinnert, daß hier und anderswo in Sibirien viele hunderttausende unschuldige Menschen in den Gulags und Gefangenenlagern gelitten haben und gestorben sind.
Das weiße Kreuz auf rotem Grund an der Kapelle erinnert an die Schweizer Nationalflagge…
Heute ist russischer Nationalfeiertag und so werden wir aus Sicherheitsgründen nicht im Stadtzentrum, sondern etwas abseits auf einer trockenen Wiese an einer Datschensiedlung übernachten.
Gegen Abend kommt ein Offizier der örtlichen Polizei und beantwortet uns offen alle Fragen, nicht nur zum Straßenverkehr.
Das war für uns wirklich sehr interessant und auch äußerst unterhaltsam.
Der „Sibirian Highway“ R255 ist hier ein Entwicklungskorridor, der parallel zur Transsib verläuft und von Industrieansiedlungen gesäumt wird.
Unser nächstes Ziel heißt Krasnojarsk. Briefing am Stadion „Roter Stern“.
Endlich ist es auch mal etwas wärmer…
Die schönsten Seiten ihrer Stadt zeigt uns bei einer Rundfahrt die charmante Julia.
Von einer Anhöhe aus bot sich ein schöner Blick auf das riesige Krasnojarsk
Heike und René
Im Inneren der kleinen Kapelle am Berg
…durfte Lorenz wieder einige seiner Taizeé- Lieder anstimmen. Die Ikonen-Verkäuferin am Stand quittierte jedes Halleluja mit einer Bekreuzigung.
Vater Jenissee umgeben von seinen Töchtern (Zuflüssen)
aus der Ferne von vorm Theater grüßt der Gott Apoll
Uschi versucht sich als Tunguska
Direkt neben dem schönen Brunnen haben Dima und Ararat in nächtelangen Verhandlungen für uns ein Mittagessen mit Spezialitäten organisiert.
Ein paar Pferde lockten zum Reiten…
…und Claus ließ sich nicht lang bitten
Unsere Bedienung.
Beeindruckend die Breite des Jenissee beim Rückweg über die Brücke…
an dessen Ufern Tags über gebadet…
und nachts geangelt wird.
Am Morgen geht’s wieder auf die Straße
nach Kansk, das letztes Jahr ein Jubiläum feierte.
Im Kreis umfahren wir den historischen Triumphbogen
vorbei an halb versunkenen Blockhäusern,
und landen auf einem schönen, aber leicht vermüllten Platz mit schöner Aussicht auf die Stadt und die umgebende Natur…
wo gelbe Lilien wachsen….
bunte Blümchen blühen
…und sich das Taigagras im Wind wiegt…
Hier lassen wir nach dem Briefing
bei Lagerfeuer und einem Ischimer Balsam
den Tag ausklingen
Die Straße am nächsten Tag ist zum größten Teil recht gut, es gibt nur wenige kurze Baustellen, …
so dass wir bald bei Taischet waren, wo unsere Straße über den Fluß Birjusa führt.
Die einen machen vor Freude über das schöne Wetter Luftsprünge…
andere nutzen den warmen Tag immer wieder für ein erfrischendes Bad in den Fluten
Immer wieder gibt es auch ein wenig zu reparieren… hier musste die Aufhängung von Waltis Kofferanhang verstärkt werden.
Ein schöner Platz; am Abend versuchten Ararat und Dima ihr Glück als Angler.
Aber wir sind nicht allein, der Platz ist auch bei Einheimischen beliebt, die die Subwoofer quälen bis die Autobatterie aufgibt… oder die Nachbarn, still und leise … Platz gibt es ja genug
…und früh am Morgen werden wir von der Dorfjugend geweckt, wir sollen unbedingt mit ihnen Wodka trinken. Ob sie sich schon die ganze Nacht dafür Mut angetrunken haben?
aber es geht ja um Kommunikation… ich rede kurz mit ihnen, wir machen ein Erinnerungsfoto, sie ziehen wieder von dannen und wir können ausschlafen.
Wieder unterwegs sehen wir entlang der Straße oft Schneisen mit Bögen, die aussehen wie Handballtore; hier verlaufen wichtige Öl- oder Gaspipelines.
Bei Tulun…
stehen wir in einem Erholungskomplex, wo soeben eine Hochzeitsnachfeier stattfindet. Wir werden herzlich empfangen und mit Essen und Trinken begrüßt
alles selbstgemacht und total bio!
Das frischvermählte Brautpaar macht uns die Aufwartung
und auch Dima muss vom Fleischtopf kosten
Im Gegenzug werden die Wohnmobile mit Interesse besichtigt.
Obwohl wir hier relativ eng stehen müssen
werden wir uns an die Herzlichkeit der Menschen an diesem Ort erinnern.
Unterwegs sehen wir am Rande der Stadt dieses Gefährt, das wir am Liebsten mitgenommen hätten.
Das wäre doch für Offroadfahrten die ideale Ergänzung der Abenteuer-Osten-Flotte, oder?
Entlang typischer Dörfer mit Häusern am Kartoffel- und Gemüseacker
Städtchen mit nagelneu anmutenden Kirchen…
kommen wir wieder einer Großstadt näher. Die Straßen werden wieder mehrspurig.
und da sind wir schon und freuen uns auf die Metropole an der Angara: Irkutsk
Mehr darüber im nächsten Bericht aus dem Osten…
Eure Holger, Dima, Sascha und Ararat
006 Irkutsk und Insel Olchon
Wir kommen ihm näher: Väterchen Baikal …