Von Tjumen bis Novosibirsk

Liebe Seidenstraßenfans,

Von Jekaterinburg, der modernen Metropole ging unser Abenteuer weiter, natürlich in Richtung Osten, und wir kamen ins Tjumengebiet, das, wie ich schon in der Schule gelernt habe, reich an Erdöl ist. Bei Probebohrungen entdeckten Geologen zur Sowjetzeit einen riesigen unterirdischen Thermalwassersee, und so machte man daraus einen Ort der Erholung für alle Werktätigen (und natürlich Funktionäre).

Ähnlich wie in den neuen Bundesländern ist es heute, fast 20 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion aber wieder „cool“ Ostalgie zu pflegen. Ich fühlte mich ein wenig zurückversetzt….

Überall rote Losungen und Sowjet-Devotionalien, und in der Dusche wird dem „Genossen“ per Schild die Funktion der Mischbatterie erklärt…

aber sonst für unsereins ein normales Thermalbad mit wohlig schweflig warmen Wasser.

Am Stellplatz stoßen wir auf Bärbels Geburtstag an.

Die Idylle wird nur von Unmengen Mücken und Stechfliegen getrübt, aber die Stimmung ist gut.

Auch auf den Autos fallen uns sowjetische Symbole auf. Die haben aber nichts mit Ostalgie zu tun, sondern zeugen vom Stolz auf den Sieg über den Faschismus im „Großen Vaterländischen Krieg“, als einem Symbol der Liebe zum Frieden und der Heimat. „Danke dem Vater für den Sieg“ ist da auf dem nagelneuen VW zu lesen,

und auch wenn der UAS vorne den Mercedes Stern trägt, so heißt es auf der Seitentür „Auf nach Berlin“, auch noch 72 Jahre nach dem Krieg…

Vorbei an Feldern Wäldern und Sümpfen geht es weiter nach Tobolsk.

Aus der Ferne grüßen schon die goldenen Kuppeln der Kirche im schön restaurierten Kreml, wo wir direkt an der Mauer stehen dürfen.

Am nächsten Morgen erhalten wir eine Führung,

doch diesmal brauchen wir keinen Bus, wir können alles fußläufig erreichen: Kreml, Kirchen…

Heimatmuseum und Museum für Handwerkskunst, wo Elfenbeinschnitzereien aus Mammutstoßzähnen ausgestellt sind, anhand der uns der Künstler die schamanische Weltsicht erklärt. Hans schlägt die Trommel dazu.

Vom Kreml hat man eine schöne Ausicht über das Land an der Mündung des Tobol in den Irtysch

Ein weiteres Museum in einem ehemaligen Gefängnis erinnert daran, daß Sibirien bereits zu Zarenzeiten ein Ort der Verbannung war, für Strafgefangene Verbrecher wie auch für politisch Verfolgte…

Besonders viele, heute rehabilitierte Unschuldige fielen hier dem stalinistischen Terror zum Opfer…

Wir verlassen den Ort nicht ohne Beklemmung. Was sind wir doch glücklich und gesegnet, uns so frei in unseren Wohnmobilen heute und hier bewegen zu können! In der Freiheit und mit reinem Gewissen!

Noch ein Blick auf das schöne Tobolsk von heute,

und weiter geht’s durch ursprüngliche Landschaft,

verträumte Dörfer und Landstrassen…

mitten in den Marktflecken Krutinka, wo wir das Gelände des Wochenmarktes belegen dürfen, denn heute ist Mittwoch.

Weil Regen droht werden schnell einige Womos mit ihren Jalousien zusammengestellt, sodaß wir das Schaschlyk, das Ararat nebenan zubereitet,

im trockenen genießen können. Jeder kriegt was ab, auch die platzhaltenden Spatzen

Verena feiert mit ihrem Alphonse Geburtstag und gibt einen aus…

und zum Ischimer Balsam, einer sibirischen Kräuter-Spezialität der Region, der nur noch entfernt an den dagegen süßen Rigaer Balsam erinnert rufen wir den Trinkspruch hinaus: „Siberia Hurra!!“

weil es nun doch nicht regnet, packt René seine Gitarre aus und wir singen bis es dunkel wird…

Weiter geht es entlang an Wäldern Wiesen und Sümpfen…

…über Omsk nach Kargat…

…zu einem Motel, wo uns ein etwas schlammiger Stellplatz aber dafür ein opulentes russisches Abendessen mit Kulturprogramm erwartete.

Viel Spaß brachten die vom Team organisierten Spiele mit lustigen bis nützlichen Wettbewerbspreisen.

Ein harter Wettkampf um die Wodkaflasche entspann sich zwischen René und Bruno…

Ein unvergesslicher Abend, mit viel Musik und Tanz!

Wir kommen am nächsten Tag nach Novosibirsk, wo wir am russisch-deutschen Haus stehen können.

Wir erfahren einiges über die Schicksale der deutschen Aussiedler, Deportierten, Verbannten und Kriegsgefangenen in Sibirien, und wie ihre Nachfahren noch heute hier leben, wenn sie nicht nach Deutschland gekommen, oder von dort inzwischen wieder zurückgekommen sind.

Stadtführerin Irina zeigt uns am Bahnhof die Transsibirische Eisenbahn

und eine aufgeräumte Stadt, die wie viele von uns bis jetzt besuchte, Tradition und Moderne vereint.

Wobei auch sowjetische Traditionen nicht verleugnet werden.

Die Rundfahrt endete am Fluß… ob’s der Ob ist? Er ist es!

und anschließend auf dem üppigen Markt der Stadt.

Am nächsten Morgen öffnete zum Abschied aus der sibirischen Hauptstadt der Himmel die Schleusen…

… bevor wir uns wiederfinden in der großen weiten Taiga auf dem Sibirian Highway weiter gen Osten…

von dort wird Euch ein neuer Bericht erreichen….demnächst.

Euer Holger mit Dima, Sascha und Ararat

0534-sibirien-mariensk-irkutsk-75x75005 Von Mariensk nach Irkutsk
Wunderschöne, schier endlose ursprüngliche Landschaft und Natur …

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