Das lettisch-russische Grenzgebiet Latgale

Liebe Freunde des abenteuerlichen Ostens,

wo fängt er eigentlich an, dieser sagenumwobene Osten? Geographisch gesehen frühestens, nachdem wir den Mittelpunkt Europas im litauischen Dörfchen Purnuškės durchquert haben! Einer Berechnung des französischen Institut Géographique National von 1989 zufolge befindet sich hier der geographische Mittelpunkt Europas.

 

Baltikum-Lettland

Am Ende desselben Fahrttages erreichen wir mit Aglona den Stellplatz, der den östlichsten Punkt unserer Reise markiert: das lettisch-russische Grenzgebiet Latgale. Die Mehrheit der Einwohner ist hier katholisch – eine Besonderheit im sonst protestantisch oder atheistisch geprägten Lettland. Mit Stolz präsentiert Aglona daher seine Basilika, zu der jährlich gläubige Katholiken aus dem ganzen Baltikum, aus Polen, Russland und Weißrussland pilgern. Bei Einheimischen und Pilgern beliebt ist das Wasser aus der nahe der Kirche entspringenden Quelle, das mutmaßlich heilende Kräfte hat. Wer es glaubt, füllt es hier kanisterweise ab, und auch wir nehmen vorsichtshalber einen Schluck.

Baltikum-Lettland
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Anlässlich des Besuchs des Papstes Johannes Paul II. wurde die Basilika grundlegend restauriert und ist auch heute noch in sehr gutem Zustand. Wir verbringen die Nacht zu Füßen der Kirche und werden morgens von den Sonnenstrahlen wach gekitzelt.
 
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In Aglona bemüht sich eine beherzte Bäckersfrau darum, dass dem für Lettland typischen Roggenbrot auch heutzutage wieder mehr Achtung entgegengebracht wird. Viele Menschen in Europa – zumindest die jüngeren Generationen – kennen keinen Hunger mehr und leben im Überfluss, sodass das Brot seinen hohen Stellenwert in der lettischen Kultur zu verlieren droht. Wir unterstützen das Anliegen der Museums- und Backstubeninhaberin und lassen uns von unserem Guide Zane zunächst etwas über den Roggenanbau erzählen. Auch die im Volk bis heute verbreiteten Weisheiten, die mit dem Roggenkorn verbunden sind, bringt Zane uns näher…
 
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Roggen ist dank seines hohen Vitamin E-Anteils nicht nur gesund, sondern verleiht auch Kraft. Daher sollte man stets ein paar Körner für den Notfall bei sich tragen. Am besten in jeder Tasche. Auch in flüssiger Form spendet Roggen ungeahnte Energie in Form des nahezu unaussprechlichen Smakavcena (ausgesprochen in etwa Schmackauzinja). Mit einem Tässchen Kräutertee, einer Brotkostprobe und Honig verabschiedet sich unsere Gastgeberin. Zuvor stimmt sie spontan ein lettgallisches Lied an, das die Mentalität der Leute in dem eher ärmlichen Teil Lettlands auf den Punkt bringt: Wichtig ist, dass man gemeinsam mit den Liebsten um einen Tisch sitzt, an dem es genug Brot gibt.
 
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Der folgende Fahrtag führt uns durch das landwirtschaftlich geprägte Latgale. Bei Sonnenschein zeigt sich das „Land der blauen Seen“ von seiner schönsten Seite.
 
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Unser kurzer Abstecher nach Lettland endet mit der Überquerung der lettisch-estnischen Grenze. Bevor wir uns ein zweites Mal nach Lettland aufmachen werden, führt unser Weg nordwärts nach Estland. Ein Zwischenstopp bei der Bischofsburg Vastseliina (Neuhausen) lohnt sich, auch wenn hier gerade eifrig restauriert wird. In Vöru selbst verbringen wir eine Nacht auf dem ruhigen, idyllischen Stellplatz vor einem Spa-Hotel, dann geht es nach Tartu.
 
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Früher war die Stadt unter dem schwedischen und deutschen Namen Dorpat das bedeutendste Bildungszentrum des Baltikums. Als die Stadt im 18. Jahrhundert ins russische Zarenreich eingegliedert wurde, erreichte Dorpat als einzige deutschsprachige Universität des russischen Zarenreiches eine überregionale Bedeutung. Gemeinsam mit Tiina erkunden wir die zweitgrößte Stadt Estland, die bis heute studentisch geprägt ist.
 
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Dieser etwas grimmig dreinblickende Mann ist kein geringerer als Karl Ernst von Baer, der wegen seiner Errungenschaften in den Naturwissenschaften auch als „Humboldt des Nordens“ bezeichnet wird. Das Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien gelangte in Dorpat zu seinen ersten akademischen Würden. Bis zur Einführung des Euro zierte sein Porträt den estnischen 2-Kronen-Schein – laut Tiina erklärt das auch den grimmigen Blick: Je höher der Wert des Geldscheines, desto zufriedener der abgebildete Würdenträger!
 
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Zur Stärkung vor der Weiterfahrt bietet sich ein Abstecher im Studenten- und Intellektuellen-Café „Werner“ an. Für Süßmäulchen und Freunde herzhafter Küchlein gibt es hier reichlich Auswahl.
 
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Die Weiterfahrt führt uns am Nordwestufer des Peipussees entlang nach Vaikla. Der See, der zu den größten Europas zählt, bildet einen Teil der estnisch-russischen Grenze. Auf beiden Seiten des Sees leben die so genannten russischen Altgläubigen – nach der Kirchenreform im 17. Jahrhundert wurden sie als Sekte verfolgt und flohen an die Ränder des russischen Zarenreiches, wo sie ihre Traditionen weitgehend bewahren konnten. Dazu zählen der Anbau von Zwiebeln und das Trocknen von Fisch. Heute öffnen sie ihre Dörfer auch für Touristen.
 
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Im Kontrast zur einfachen Lebensweise der Altgläubigen erhebt sich wenige Kilometer weiter das Schlösschen des deutschbaltischen Adelsgeschlechts von Nolcken. Da der Bauherr vom Balmore Castle der Königin Victoria begeistert war, ließ er seinen Familiensitz im Norden Estlands zu einer kleinen Version des Castles umbauen. Den meisten Besuchern gefällt der Umbau – und auch die einheimischen Störche nisten weiterhin gerne in der Nähe des Schlosses.
 
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Gegen Abend erreichen wir Vaikla, wo uns Alexander an seinen Forellenteichen empfängt. Trotz des plötzlichen Regens werfen einige Gruppenteilnehmer tapfer die Angel und sichern uns so das Abendessen! Herzlichen Dank!! Pünktlich zum Essen scheint ja auch wieder die Sonne.
 
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Auf unseren nächsten Etappen werden wir viel Natur und Ruhe genießen können, uns aber auch gegen die Kreuzfahrtschiff-Touristen-Invasion in Tallinn durchsetzen müssen– wenn ihr wissen wollt, wie uns das gelungen ist, dann lest bald an dieser Stelle!

Nägemiseni aus Estland!

Aline und Arthur
 
 
001 Willkommen in Litauen!
Reiseauftakt in Norddeutschland: Bei sommerlichen Temperaturen…

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